Arachne war die Tochter eines Purpurfärbers, der zwar wenig Geld hatte, aber in der ganzen Stadt bekannt für sein gutes Handwerk war. Ganz wie ihr Vater war Arachne eine begnadete Handwerkerin: Von allen Seiten erhielt sie Lob für ihr besonderes Können in der Kunst des Webens. Manche vermuteten sogar, Athene selbst, die unter anderem Göttin der Kunst, des Handwerks und der Handarbeit war, müsse sie gelehrt haben. Arachne wies diese Vermutungen empört zurück und behauptete übermütig, sie sei sogar eine weitaus bessere Weberin als Athene. Folglich forderte sie Athene zu einem Wettkampf im Weben heraus.
Athene ärgerte sich sehr über den Hochmut Arachnes, wollte ihr aber noch eine Chance geben, sich zu mäßigen. Sie besuchte Arachne in Form einer alten Frau und riet ihr, sich nicht mit den Göttern anzulegen. Doch Arachne zeigte keine Einsicht und fragte, warum denn Athene nicht selbst kam, um sich ihr zu stellen. Daraufhin offenbarte Athene ihre wahre Gestalt und der Wettkampf begann.

Als sie fertig waren, musste selbst Athene eingestehen, dass Arachnes Teppich ihren um Längen übertraf. Er war mit Abstand detailgenauer und besser gewebt. Athene war so beschämt von einer Sterblichen besiegt worden zu sein, dass sie Arachnes Teppich zerriss und auf sie einschlug. Dieser Zorn Athenes machte Arachne so große Angst, dass sie sich erhängen wollte. Doch das wiederum wollte Athene nicht zulassen und verwandelte den Strick um ihren Hals in ein Spinnennetz. Arachne selbst verwandelte sie in eine Spinne und verdammte sie und ihre Nachkommen ein Leben lang dazu, tagein, tagaus, weben müssen.

Auch wenn Arachne Schicksal als Spinne böse endet, gibt es viele Sagen, in denen Spinnen als Weberinnen des Lebens eine große Kraft zugesprochen wird. Bei den Germanen zum Beispiel, galt die Spinne als Schicksalsgöttin, die die Fäden des Lebens von jeder Person in den Händen hält. Sie nimmt Einfluss auf den Lauf der Dinge, indem sie die Lebenswege verschiedener Menschen miteinander verknüpft und die Netze der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft miteinander verwebt.